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Exekution in Friedrichshain

Posted: Januar 25th, 2020 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , , , , | No Comments »

Am Freitag Morgen hat ein Team aus vier Polizisten Maria in ihrer Wohnung erschossen. In der Presse wird behauptet, sie wäre eine Bedrohung gewesen. Dabei war sie alleine in ihrem Zimmer eingeschlossen und die vier Polizisten hatten die Tür aufgebrochen. Kurz darauf traf sie eine Kugel tödlich. Maria hatte Multiple Sklerose und wog ca. 45 Kilogramm.

Die Polizei zu rufen war ein Fehler

Die Polizei war von Marias Untermieter in die Wohnung in der Grünberger Straße 46 gerufen worden. Nachbarn aus dem selben Haus haben uns gegenüber bestätigt, dass Maria psychische Probleme hatte und manchmal ausrastete. Doch als Gefahr war sie nie wahrgenommen worden und alle Angelegenheiten seien immer untereinander im Haus lösbar gewesen. Die Polizei zu rufen war ein Fehler.

Maria war im Kiez um den Boxhagener Platz meist mit ihrem Fahrrad und ihrem schwarzen Hund unterwegs. Dass sie wohl auch politisch aktiv war, dafür sprechen die Antifa-Fahnen in ihrer Wohnung, unter denen sie starb. Viele kannten sie vom sehen und auf dem Boxi wurde die Meldung über ihren Tod schockiert aufgenommen. Wie jeder Mensch hatte sie bessere und schlechtere Phasen. Dass sie jetzt durch ein vierköpfiges Sturmkommando in Notwehr erschossen werden musste, glaubt niemand, denn ein Anstupsen hätte sie zu Fall bringen können. Der Satz fällt: „Es war eigentlich eine Exekution.“

Sie machen was sie wollen und werden nie bestraft

Beim Bäcker an der Ecke hängt die B.Z. von Samstag im Ständer, auf der ersten Seite ihr Bild und große Lettern, in denen Maria die „Messerfrau“ genannt wird. Die Bedienung meint, dass die Polizei hier sowieso total durchdreht. „Sie machen was sie wollen und werden nie bestraft.“

Am Samstag gibt es noch keine Reaktion im Kiez, außer ein paar Blumen und Kerzen vor der Haustür in der Grünberger Straße. Im Treppenhaus hängt ein kleiner Zettel, der das Entsetzen der Nachbarn über die Bluttat ausdrückt. Bei den Leuten, die wir heute getroffen haben, herrscht Wut und Trauer.

Artikel so ähnlich auch auf indymedia.de erschienen.

13 Dinge, die du tun kannst, statt die Polizei zu rufen


Connewitz: ständiges Leben im Kontrollbereich

Posted: Januar 25th, 2020 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , , , | No Comments »

Die Aufregung, dass in Connewitz und Leipzig ein Kontrollbereich eingerichtet wird wegen der Demonstration „Wir sind alle linksunten: Pressefreiheit verteidigen, den autoritären Staat angreifen!“, mag die meisten aufregen, weil es öffentlich wurde, aber wir als Einwohner hier in Connewitz leben ständig quasi in einem Kontrollbereich der Polizei.

Dieser Text ist zuvor in Form eines Twitter-Threads erschienen.

BPH/BFE streift hier, vom normalen Betrieb des Reviers abgetrennt, seit Monaten eigenverantwortlich und führt Kontrollen durch. Sei es von Fahrzeugführern oder Passanten. Das ist hier vollkommen „normal“ inzwischen. Aus Sicht der Bewohner „ohne Anlass“, aber was will man machen. Es ist, wie es ist. Ob man vom Spätdienst kommt oder eine Nachtschicht hatte. Man ist Mode bei diesen Einheiten. Diese ziehen dann ihre üblichen Spielchen der Provokation ab: „Sie sehen aber noch frisch aus für ihren Jahrgang.“

Hat man denn wirklich mal was zu tun wegen einer Notlage und „spricht“ diese Einheiten an, muss man zuerst den Perso vorzeigen. Auf die Frage „Warum?“ – „Wir wollen erstmal schauen.“ – „Wieso?“ – „Ob etwas gegen sie vorliegt.“ – „Aber ich habe hier das und das Problem!“

Es wird zuerst geschaut ob man zur Fahndung ausgeschrieben ist. Gegebenenfalls wird diese Abfrage auch noch „gespeichert“ (??). Erst dann wird von oben herab auf einen eingegangen. Frage, warum man eine ID mache obwohl Ansprache wegen Notlage erfolgte. – „Machen wir immer so.“ 

Dann bekommt man mit, dass diese Einheiten der BPH/BFE hier gar nicht in den Einsatzkreis des Reviers eingebunden sind und erst nachfragen müssen, was gehauen und gestochen ist. Sie ziehen hier ihre Kreise wie Geier.

Wenn dann vom Revier wirklich ein Polizist kommt, nach gefühlt einer Ewigkeit, und das ganze wirklich professionell abwickelt, stehen die Turtles der BFE nur „*****“ rum. Checken ihr Handy. Kauen Unterkiefer und idlen sinnlos.
Ein Kontrollbereich kann auch ohne öffentliche Bekanntgabe eingerichtet werden, wenn er kürzer als 48h ist. Vielleicht wird hier immer alle 48h erneut ein Kontrollbereich eingerichtet und wir wissen es nicht. So kommt es mir vor. Da könnte man ja mal Nachfragen. 

Dauert das ganze noch weiter an, beginnt man fast ein persönliches Verhältnis mit den Beamten der BPH/BFE aufzubauen, da man sich doch teilweise unfreiwillig des öfteren hier sieht und begegnet. Mensch, „Kai Uwe aus Dorf XY“, du wieder in Connewitz auf Patrouille?

Ich bin mir sicher, dass die Beamten an anderer Stelle besser Dienst an der Gesellschaft leisten könnten und auch selbst wollen, anstatt hier sinnlos zu streifen. Deswegen: hier braucht euch keiner.


Berlin: Polizei erschiesst 33-Jährige

Posted: Januar 24th, 2020 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , , | No Comments »
Polizei tötet
Bei einem Einsatz in Berlin-Friedrichshain hat ein Polizeibeamter (28) eine Frau erschossen. Die Polizei wurde alarmiert, weil die 33-Jährige ihren Mitbewohner bedroht haben soll.

Zweiter Mensch, der in 2020 von Polizisten erschossen wird

Im vergangenen Jahr starben durch von Polizist*innen abgegebene Schüsse 15 Menschen – alles Männer. Über die Hälfte davon hatten eine psychische Erkrankung. 

Nach dem was bis jetzt bekannt ist, wurde die Polizei zu einer häuslichen Auseinandersetzung hinzugerufen, bevor die tödlichen Schüsse fielen. Die Frau hatte sich in einem Zimmer mit einem Messer verschanzt.

13 Dinge, die du tun kannst, statt die Polizei zu rufen


Nach Silvester in Connewitz: Geschädigte sollen sich melden

Posted: Januar 12th, 2020 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , , | No Comments »
Polizeigewalt

Polizeigewalt Symbolbild

Alle, die in Connewitz Opfer von Polizeigewalt geworden sind, sollen sich melden. Betroffene sollten sich gut überlegen, ob sie das machen möchten. Selbst wer glaubt, eindeutige Beweise zu haben, sollte vorher mit einem Anwalt prüfen, ob es lohnt, die Staatsanwaltschaft zu informieren. 

Neutrale Ermittlungen? Nicht zu erwarten.

Viele sagen, wenn sich niemand melde, werde Polizeigewalt weiterhin nicht ernst genommen. Menschen müssten ihren Mund aufmachen. Schließlich gäbe es Demokratie nicht zum Nulltarif. Doch haben Menschen, die Polizeigewalt erfahren haben ihren Beitrag nicht bereits geleistet? Und überhaupt, warum sollte sich mensch einem Verfahren aussetzen, dessen Folgen unberechenbar sind? 

Betroffenen die Verantwortung dafür aufzubürden Missstände abzustellen, ist wohl einer der Schwachpunkte, der bundesrepublikanischen Demokratie, denn es gibt keine neutrale Stelle zur Aufklärung von Polizeivergehen, von proaktiven Strukturen oder Maßnahmen mal ganz abgesehen.

Es gibt genug mutige Menschen, die ihre Erfahrungen von Polizeigewalt zur Anzeige gebracht haben. Die Ergebnisse dieser Anzeigen sprechen eine klare Sprache: Systemfehler. In den meisten Fällen erhält diejenigen die Polizeigewalt zur Anzeige bringen, postwendend eine Gegenanzeige und müssen den Verdacht ausräumen, selbst gewalttätig gewesen zu sein.

Häufig werden Ermittlungen gegen Polizeibeamte eingestellt. Der Vorwurf gegen die Opfer bleiben bestehen. Wird ein Verfahren nicht eingestellt, wiegt die Aussage einer Polizistin vor Gericht schwerer, als die einer Zivilistin.

Anna und Anton schreiben ein Gedächtnisprotokoll

Wenn du Opfer von Polizeigewalt sein, sorge dafür, dass du alle Beweise gut sicherst. Dazu gehört auch deine Erinnerung.

  1. Schreibe in jedem Fall ein Gedächtnisprotokoll und verwahre es an einem sicheren Ort. 
  2. Bewahre Fotos und Videos an mindestens zwei sicheren Orten auf
  3. Verständige Rechtshilfe- bzw. Anti-Repressionsstrukturen bei dir vor Ort

Bitte sichert alle Beweise und Protokolle. Polizei und auch Staatsanwaltschaft werden Mittel und Wege finden. Hier ein Beispiel aus Leipzig im Anschluss an den erfolglosen Aufruf. Auch „Grundprinzipien des demokratischen Staates“ geraten dann ins Wanken.


What happens in Connewitz…

Posted: Januar 7th, 2020 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , | No Comments »

Burning Connewitz

Der folgende Text wurde am 03.01.2020 auf indymedia.de veröffentlicht.

Was an Silvester am Connewitzer Kreuz geschah, lässt sich nur im Kontext der letzten Monate angemessen verstehen. Das Jahr 2019 war nicht nur in Connewitz, sondern in ganz Leipzig von zunehmender Aggressivität und zahlreichen Erniedrigungen, Körperverletzungen, Beleidigungen und gewalttätigen Übergriffen seitens der Bullen geprägt. Nachdem es bereits im Jahr 2018 zu einem gewalttätigen Übergriff auf linke Jugendliche im Connewitzer Polizeiposten kam ¹, wurden das Jahr 2019 über zahlreiche Demonstrationen von den Schweinen angegriffen, Menschen wurden zusammengeschlagen, bedroht, verletzt. In Connewitz erdreisteten sie sich für ein paar Wochen sogar, die Bewohner*innen mit martialischen Fußpatrouillen kleiner BFE-Trupps zu belästigen, die auch Anwohner*innen massiv schikanierten und bedrängten. Nach einigen Angriffen auf die Bullen in Connewitz ², schien die Polizeiführung verstanden zu haben, dass die Einführung dieser Fußpatrouillen in der Connewitzer Nachbar*innenschaft auf generelle Ablehnung traf.

Dennoch gingen die staatlichen Angriffe auf das Viertel weiter und äußerten sich in dauerhaft hoher Streifenpräsenz und lächerlichen Pressemitteilungen, in denen sich darüber beklagt wurde, dass Bullen im Viertel unerwünscht sind. Dabei wurde absurderweise immer wieder das Linxxnet in den medialen Fokus gerückt ³ ; das zwar eine linke Einrichtung ist, in der Menschen teilweise für eine bessere Gesellschaft streiten, das jedoch als Institution staatstragend und nicht polizeifeindlich ausgerichtet ist. Dies zeigt wie undifferenziert von polizeilicher Seite gegen alles vorgegangen wird, was nicht in die eigene Vorstellung von Sicherheit und Ordnung passt.

Dabei war auffallend, wie sehr die Leipziger Polizei Pressemitteilungen mittlerweile dazu nutzt, um politische Akzente zu setzen und den öffentlichen Diskurs in ihrem Sinne und entgegen linker Politik zu beeinflussen. Die Bullen treten also zunehmend als eigenständiger politischer Akteur in Erscheinung. Dies ist nicht nur als ein Leipziger Phänomen zu betrachten, zieht sich hier aber auffallend durch die gesamte bisherige Amtszeit des neuen Leipziger Bullenchefs Torsten Schultze. Dieser fällt durch andauerndes Rumjammern über den Unmut, der ihm und seinen Kollegen aufgrund deren Berufswahl aus der Bevölkerung entgegen schlägt, auf.

Als im Oktober Polizeikräfte ins Viertel einfielen, um Leute vom geselligen Beisammensein an der Straße abzuhalten und durch massive Präsenz Stärke demonstrieren wollten, war die Empörung groß. Die Leute waren entschlossen, dies nicht hinzunehmen und den Schweinen durch einige Wurfgeschosse klar zumachen, dass sie im Viertel noch immer unerwünscht sind.

Nach einigen Selbstverteidigungsaktionen, die sich gegen Akteure und Profiteure der Aufwertung und kapitalistischen Umgestaltung des Viertels richteten, wurde ins große Horn der Repression geblasen. Zum unzähligen Mal war auf staatlicher Seite von einer neuen Qualität der Gewalt die Rede, wurde irgendetwas von neuen RAF-Gruppen gefaselt, zum unzähligen Mal wurde irgendeine neue Ermittlungsgruppe (Soko LinX) gegründet und vom „Aufräumen in Connewitz“ geredet – man wolle jetzt auch gegen Müll und Graffiti stärker vorgehen.⁴ Der Hort des Linksextremismus solle endlich stillgelegt werden.

Das Viertel antwortete am 13.12. mit einer kraftvollen Demonstration gegen Bullen, Faschismus und Gentrifizierung. Diese blieb weitgehend friedlich, jedoch brachte das zahlenmäßig starke und außerdem geschlossene und wütende Auftreten den angestauten Unmut über die permanenten Schikanen und Übergriffe der Bullen zum Ausdruck. Was dabei auffiel, war wie zurückhaltend die Schweine agierten. Zwar waren sie präsent und sichtbar, was erfreulicherweise auch einige Menschen dazu veranlasste, sie anzugreifen. Jedoch schienen sie aus den Erfahrungen vergangener Demonstrationen gelernt zu haben. Die Demonstration wurde weitgehend in Ruhe gelassen und es wurden keine Festnahmen zugelassen. Es ist wichtig, dass die Bullen begreifen, dass sie nicht einfach Leute festnehmen, oder wegen jeder Kleinigkeit die Demonstration unterbrechen können. Deshalb müssen wir Angriffe der Bullen auch weiterhin konsequent beantworten, solidarisch miteinander bleiben und Gefangene möglichst befreien.

Der 31. Dezember war in Leipzig-Connewitz ein Tag der Bullenbesatzung und Schikanen. Bereits im Vorfeld wurde der Ausnahmezustand beschworen und Anwohner*innen durch polizeiliche Aushänge darum gebeten, ihr Eigentum vor eventuellen Beschädigungen zu schützen. Die Tage vor dem Jahreswechsel waren von massiver Bullenpräsenz geprägt. Im Minutentakt fuhren mit behelmten Schweinen besetzte Wannen die Straßen auf und ab. Es war klar, dass hier ein staatlicher Angriff auf das Viertel vorbereitet wurde bzw. schon in vollem Gange war. Am letzten Tag des Jahres dann wurde den Bewohner*innen bereits ab den Mittagsstunden durch Helikopterlärm signalisiert, dass sie sich auf einen Abend der staatlichen Machtdemonstration und Bullenschikanen einstellen können.

Gegen Mitternacht fanden sich dennoch über 1000 Leute am Connewitzer Kreuz ein, um gemeinsam Silvester zu feiern. Viele von ihnen hatten in den vergangenen Tagen und Wochen bereits unerfreulichen Kontakt mit der Staatsmacht, z.B. in Form von „verdachtsunabhängigen Kontrollen“, die selbst bis kurz vor Mitternacht im Umfeld des Connewitzer Kreuzes fortgeführt wurden. Überall in Connewitz waren martialisch und aggressiv auftretende Bullengruppen unterwegs, die durch ihr Auftreten deutlich machten, dass sie an diesem Abend motiviert waren, möglichst viele Leute zu verletzen oder festzunehmen. Den ganzen Abend über kam es zu Schikanen und teilweise grundlosen Angriffen der Bullen auf Anwohner*innen und Feiernde. Laut Twitter wurden Leute schikaniert, weil sie ein Transparent mitführten.

Gegen 00:15 schließlich eskalierte die Situation. Nachdem die Cops auf vorhergehende Aufforderungen, das Viertel zu verlassen und die Menschen in Ruhe Silvester feiern zu lassen, nicht reagiert hatten, wurden sie mit verschiedensten Wurfgeschossen angegriffen. Anstatt sich zurückzuziehen und die Ansage ernstzunehmen, reagierten sie jedoch mit massiven und willkürlichen Angriffen auf Umstehende. Leute wurden brutal zusammengeschlagen, aus der Menge gezerrt, beleidigt und erniedrigt. Erwähnenswert ist, dass die Schweine völlig willkürlich Menschen angriffen, egal ob diese sich vorher an Angriffen beteiligt hatten oder nicht. Etwas zu sagen, was den Bullen nicht passte, oder im Weg herum zu stehen genügte bereits, um heftig angegangen oder verprügelt zu werden. Zahlreiche Berichte dazu von Augenzeug*innen sind auf Twitter zu finden.

Angesichts der zunehmenden Polizeigewalt wäre es dennoch falsch, sich als Opfer darzustellen. Man sollte sich nicht darüber beklagen, wenn Leute von Bullen bedrängt, geschlagen, beleidigt werden. Denn wir wissen, dass die Polizei immer auf der Seite der Reichen und Mächtigen, und auch auf der Seite des Faschismus stehen wird. Dies zeigt sich mal mehr, mal weniger deutlich.⁵ Alle Menschen, die für eine bessere Welt, frei von Ausbeutung und Unterdrückung kämpfen, befinden sich logischerweise im Konflikt mit der Staatsgewalt und ihren Handlangern. Und müssen deswegen mit Angriffen der Bullen rechnen. Wir haben keine Erwartungen und keine Forderungen an diese Schweine! Wir lehnen den Dialog mit ihnen ab, solange sie ihre Uniformen tragen und ein System der Ungerechtigkeit mit Brutalität verteidigen! Dennoch sollte die zunehmende Polizeigewalt thematisiert werden und wir müssen uns als Bewegung Gedanken darüber machen, wie wir dieser kollektiv und solidarisch begegnen können.

Was erfreulicherweise an Silvester ebenfalls zu beobachten war, dass viele Menschen solidarisch gegen die Brutalität und Aggressivität der Bullen reagiert haben. Festgenommene wurden teilweise wieder befreit, Bullen wurden in ihre Schranken gewiesen, als sie versuchten Leute aus der Menge zu zerren und zusammen zu schlagen, auch wenn das leider nicht immer gelungen ist. Zudem haben sich viele Menschen an den Angriffen auf die Schweine beteiligt. All das verdeutlicht die steigende Wut, die auf den ständigen Provokationen seitens der Staatsgewalt basiert.

Dass aus politischen Gründen nun irgendein Staatsanwalt dazu überredet wurde, von versuchtem Mord zu sprechen, weil irgendein Bulle seinen Helm verlor und dabei am Ohr verletzt wurde, macht sprachlos. Vor allem angesichts all der von Bullen verübten Morde und schweren Körperverletzungen in den letzten Jahren in Deutschland, die meist als Notwehr behandelt oder gänzlich unter den Tisch gekehrt werden. Das ist eine Verhöhnung der Betroffenen dieser Polizeigewalt und ihrer Angehörigen. Wir glauben zwar nicht an die bürgerliche Justiz, jedoch erschreckt uns die Eindeutigkeit, in der hier politische Interessen in polizeiliche Ermittlungen und juristische Einstufungen einfließen.⁶ Angesichts der Formulierungen in der polizeilichen Pressemitteilung, die noch in der Nacht, vor Redaktionsbeginn veröffentlicht wurde; fortgeführt durch das Mediengewitter, dass sich aufgrund der Zusammenstöße am Connewitzer Kreuz in den letzten zwei Tagen ereignete, wird klar wie vorbereitet der gesamte Polizeieinsatz samt politischer Hetze war. Diese Form der Hetze wird seitens der Medien fortgesetzt, bei denen es noch immer zum guten Ton gehört, Polizeimeldungen unkritisch zu übernehmen.

Die Leipziger Bullen wollten offensichtlich die Eskalation und haben sie bekommen. Genauso wie die Bilder und Schlagzeilen, die nun weitere Repression, Ermittlungen und Angriffe auf den Stadtteil rechtfertigen sollen. Dass im Zuge all dessen nun die Junge Union das Verbot der Linkspartei fordert⁷, sollte aus satirischen Gründen erwähnt werden.

Angesichts der zurückliegenden und zweifellos bevorstehenden Angriffe der Bullen auf unser Viertel und all das, wofür es steht, ist es wichtig, nun umso mehr zusammen zu rücken. Rhetorisch wird gerade offenbar ein polizeilicher Angriff vorbereitet, der – wie es die Bullen ausdrücken würden – eine neue Qualität der Gewalt mit sich bringen könnte. Auch die Repression, die sich schon jetzt abzeichnet, wird hart sein und sollte angemessen beantwortet werden. Wir müssen uns besser organisieren, stärkere solidarische Strukturen auch in der Nachbar*innenschaft aufbauen und dafür sorgen, dass niemand mit anstehender Repression alleine gelassen wird! Außerdem müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass Gerüchte und Gerede in erster Linie den Bullen und ihren Ermittlungen nutzen. Konstruktiven Auseinandersetzungen sind sie in der Regel abträglich. Deswegen gilt noch immer: Anna und Arthur halten’s Maul!

Zum Abschluss: Danke an alle, die sich am Silvesterabend am Connewitzer Kreuz solidarisch verhalten haben!

Solidarität mit allen Gefangenen!

Auf ein kämpferisches neues Jahrzehnt!

Und es bleibt dabei: Bullenschweine raus aus Connewitz!

NO COPS! NO NAZIS!

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¹ https://antirepression.noblogs.org/post/2018/05/27/bullen-misshandeln-und-quaelen-linke-in-leipzig/

² https://de.indymedia.org/node/33464

³ https://www.lvz.de/Leipzig/Polizeiticker/Polizeiticker-Leipzig/Bullenschweine-Flyer-Leipziger-Polizeichef-kritisiert-Abgeordnete

⁴ https://www.neues-deutschland.de/artikel/1128501.leipzig-connewitzer-graffiti-krieg.html

⁵ https://taz.de/Prozess-gegen-Hannibal-Schluesselfigur/!5646413&s=Gruppe+Nordkreuz/

⁶ https://www.focus.de/panorama/welt/mann-wurde-bewusstlos-beamter-in-leipzig-mit-feuerwerk-beschossen-polizist-bricht-zusammen-not-op_id_11508516.html

⁷ https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ausschreitungen-in-leipzig-connewitz-polizist-schwer-verletzt-a-1303327.html


15 Jahre Mord an Oury Jalloh

Posted: Januar 6th, 2020 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: | No Comments »

Das, was hier geboten wurde, war kein Rechtsstaat. Und Polizeibeamte, die in besonderem Maße dem Rechtsstaat verpflichtet waren, haben eine Aufklärung verunmöglicht. All diese Beamten, die uns hier belogen haben, sind einzelne Beamte, die als Polizisten in diesem Land nichts zu suchen haben. 

Richter Steinhof in seinem mündlichen Urteil

Am 07.01.2020 findet in Dessau eine Gedenkveranstaltung für Oury Jalloh statt.


Polizei erschiesst Mensch (37) in Gelsenkirchen

Posted: Januar 6th, 2020 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: | No Comments »

Fünf Tage im neuen Jahr hat es in Gelsenkirchen das erste Todesopfer in 2020 durch Polizeischüsse gegeben. Am Sonntagabend wurde ein 37 Jahre alter männlich gelesener Mensch, der zuvor angeblich mit einem Gegenstand auf ein Polizeiauto geschlagen hatte. Ein Polizeisprecher teilte am Abend mit, der Mann habe ein Messer in der Hand gehalten. Ein 23 Jahre alter Polizei-Auszubildender erschoss den Mann vor einer Polizeiwache in Gelsenkirchen.

Screenshot der nackten dpa-Meldung

dpa-Meldung 5.1.2020

Außerdem habe der Erschossene laut Augenzeugen vor dem Tod Allahu akbar gerufen, weswegen nun der Verdacht eines Terroranschlags im Raum steht und noch in der Nacht ein SEK die Wohnung des Mannes stürmte.

In einer gemeinsamen Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Essen, der Polizei Gelsenkirchen und der Polizei Münster heißt es:

Die Einzelheiten dieses Geschehensablaufes, insbesondere ob und in welcher Weise – am Tatort wurde ein Messer gefunden – der Mann die Beamten angegriffen hat, ist Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens. Als gesicherte Erkenntnis darf gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass der 23-Jahre alter Polizeianwärter insgesamt vier Schüsse auf den Mann abgegeben hat, die zu dessen unmittelbaren Tode führten. Auf Grund der möglichen Äußerung des geschiedenen türkischen Staatsbürgers bewertete die Polizei Gelsenkirchen den Angriff als Anschlag.

Der Terrorverdacht bestätigte sich bislang nicht.

Die Polizei teilte am 6.1.2020 mit, bei dem erschossenen Menschen habe es „Hinweise auf eine psychische Erkrankung“ gegeben.

Wir sind in unseren Gedanken bei den Angehörigen des Opfers.

Im Jahr 2019 hatte es 15 Todesopfer von Polizeischüssen gegeben, bei mehr als der Hälfte gab es „Hinweise auf eine psychische Erkrankung. Das letzte Opfer am 28.12.2019 in Stuttgart.


Verdacht der Strafvereitelung in Thüringen

Posted: Dezember 28th, 2019 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , , , | No Comments »

Polizei Thüringen

Verdacht der Strafvereitelung in Thüringen: Behördensprecher Dirk Germerodt sagte, es bestehe der Verdacht, dass der Vergewaltigung verdächtige Polizisten vorab aus der Polizei heraus gewarnt wurden.

https://www.mdr.de/thueringen/mitte-west-thueringen/arnstadt-ilmkreis/vergewaltigungsvorwurf-polizei-arnstadt-strafvereitelung-100.html


Polizei erschiesst 32-jährigen in Stuttgart

Posted: Dezember 28th, 2019 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , | No Comments »

Am Samstagmorgen (28.12.2019) starb ein Mensch, der wohl an einer psychischen Erkrankung litt, nachdem Polizist*innen geschossen hatten. Angeblich hatte der Mensch, der in der Meldungen männlich gelesen wird.

Damit wurden im Jahr 2019 jetzt 15 Menschen (alle männlich), viele waren psychisch vorbelastet oder zum Zeitpunkt der Polizeimaßnahme in einer psychischen Ausnahmesituation.

Durch Polizeischüsse getötete Menschen im Jahr 2019

Durch Polizeischüsse getötete Menschen im Jahr 2019

Hier geht’s zum Jahresrückblick Tödliche Polizeigewalt

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Tödliche Polizeischüsse – Jahresrückblick 2019

Posted: Dezember 23rd, 2019 | Author: | Filed under: Polizeigewalt | Tags: , , | No Comments »
Polizeigewalt ist mehr als physische Gewalt durch Polizist*innen. Jede Überwachungsmaßnahme, jeder Einschüchterungsversuch ist Teil der Gewalt durch Polizei. Trotzdem wird diese Gewalt immer besonders tragisch deutlich, wenn ein Menschenleben zu Ende geht. Stand heute (19.12.2019) sind im Jahr 2019 14 Menschen an den Folgen von Schüssen von Polizist*innen verstorben. Der höchste Wert seit 20 Jahren. 2018 starben elf Menschen, 2017 sieben. (Screenshot: taz-Dossier Polizeitote)Statistik der letzten 30 Jahre
Über das Jahr verteilten sich die Fälle ziemlich ausgewogen. Wie auch in vergangenen Jahren waren November und Dezember tödlicher als die anderen. Hoffen wir, dass dies alle Toten für 2019 sind.
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In 2019 waren alle Opfer von Polizeischüssen männlich.
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Eine überwältigende Zahl der Getroffenen (>85%) ist jünger als 50 Jahre alt. Die meisten (6) unter 30 Jahre. /5Altersstatistik der Toten
Nach Bundesländern:
In neun Bundesländern gab es Tote als Folge von Schüssen von Polizist*innen. In NRW sind im vergangenen Jahr mit fünf die meisten Menschen von Polizeikugeln getötet worden. Außerdem aufgeschlüsselt in Relation zu Einwohnerzahl. Image
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Da sich Polizeigewalt auch immer besonders gegen marginalisierte Gruppen der Gesellschaft richtet, habe ich versucht, zu recherchieren, ob es sich bei einem Opfer um ein PoC oder Mensch in einer Geflüchteteneinrichtung handelt. Image
Laut Polizeimeldungen sind die Beamt*innen immer „gezwungen“ gewesen zu schießen. Tatsächlich wurde nur in zwei Fällen ein SEK dazugerufen.
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Falls jemensch meint, Auswertungen der Fälle von Toten durch Polizeigewalt, seien ja nur wieder so ein links-grüner Versuch Polizei zu diskreditieren, könnte interessant sein, dass es in 2019 auch einen Fall von Friendly Fire gab und 1 Cop starb. 
 
Dieser Text wurde zuvor bereits als Twitter-Thread veröffentlicht.
 
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