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18. März – Tag der sogenannten politischen Gefangenen

Posted: März 15th, 2021 | Author: | Filed under: Knast | No Comments »

Knast überwinden

Lesedauer: ca. 5 Minuten 

Wir möchten uns dem Statement der GG/BO vom 26. Februar 2019 anschließen. 
 
Lesedauer: ca. 6 Minuten
 
(tl;dr)
Zusammengefasst kritisiert die Gewerkschaft, dass die radikale Linke dazu neigt, in sogenannte „politische“ und „soziale“ Gefangene bzw. Straftaten zu unterscheiden. 
Den sozialen Gefangenen wird dabei unterstellt, dass ihre Taten nur in einem gesellschaftlichen Zusammenhang stehen – nicht in einem politischen. Damit passiert eine Unterteilung in Gesellschaft und Politik, die völlig realitätsfern ist, denn natürlich beeinflusst die Politik die Gesellschaft in fast allen Bereichen, und ist gleichzeitig von ihr abhängig. 
Die GG/BO schreibt weiter, dass diese Unterteilung genau so bewertet, was okayes und nicht-okayes Verhalten ist, wie die Richter_innen, die über die Haftstrafen entscheiden. 
 
Das heißt aber nicht, dass gegen Knäste sein bedeutet, mit allen Taten bedingungslos solidarisch zu sein – das gilt ganz besonders, wenn es sich z.B. um patriarchale oder rassistische Täter_innen handelt. 
Hierbei ist es wichtig zu kritisieren, wie Knäste es eben nicht schaffen, marginalisierte Gruppen zu beschützen, sondern im Gegenteil: „All das, was wir außerhalb der Anstaltstore erleben, gegen was wir kämpfen und versuchen uns zu wehren, finden wir hinter Gittern noch einmal – allerdings gebündelter und in viel krasserer Form“.
 
Der Text schließt damit ab, dass alle Gefangenen durch die ausführenden Organe des Staates eingesperrt werden – und darum auch alle politisch sind: 
 
„Wir solidarisieren uns mit allen Menschen als „Personen in staatlicher Gefangenenschaft. 
Wir rufen alle dazu auf, den 18. März dafür zu nutzen, sich ebenfalls solidarisch mit allen Gefangenen zu zeigen.“
 
Wir möchten an dieser Stelle noch hinzufügen, dass dazu auch alle Gefangenen in Psychiatrien, Heimen und Border Camps zählen.
 
Als Anarchist_innen, Abolitionist_innen und Feminist_innen bekämpfen wir alle diese Formen von Zwang, Unterdrückung und lebensgefährlicher Gewalt durch den Staat. 
 
Alle Orte, an denen Menschen gegen ihren Willen festgehalten werden, dürfen in unseren Utopien keinen Platz haben – und es muss zu unserer Praxis gehören oder werden, die Straf-, Abschiebe- und Einsperr-Logik in unserem eigenen Denken zu erkennen und zu bekämpfen!
 
Außerdem möchten wir dazu anregen, diesen Tag dazu zu nutzen, um mal in euren Bezugsgruppen, Wohngemeinschaften, Wahlfamilien, Infektionsgemeinschaften, etc darüber zu reden, wie ihr euch auf einen Psychiatrie- oder Knastaufenthalt einer oder mehrerer Personen vorbereiten könntet.
Wenn ihr euch sicher seid, dass euch das niemals passieren könnte, wünschen wir euch natürlich dass ihr da richtig liegt. Trotzdem ist es immer besser, zu viel als zu wenig vorbereitet zu sein. 
Je besser ihr und euer Umfeld vorbereitet seid, desto weniger Zeit geht im Notfall für hektisches Organisieren in der letzten Minute drauf – und desto mehr Kapazitäten bleiben für Care-Arbeit untereinander, einen liebevollen, Mut-machenden Abschied, eine Soli-Kampagne. 
 

Ein paar Fragen, die in diese Überlegungen mit einfließen könnten: 

 
– In welchen Knast würdet ihr kommen? 
– Warum könnte es euch passieren, in eine Psychiatrie eingewiesen zu werden? 
– Habt ihr eine Patient_innenverfügung?  
– Wisst ihr, welchem Geschlecht ihr oder eure trans Freund_innen zugeordnet werden würden?
– Könntet ihr aufgrund eures Geschlechts (lange) in Einzelhaft kommen? 
– Wie würdet ihr Kontakt zu euren Lieben halten, besonders wenn sie in eine andere
   Stadt/Bundesland fahren müssten, um euch zu sehen? 
– Welche Möglichkeiten gibt es, sich gewerkschaftlich zu organisieren? 
– Was für Self-Care-Skills wären gut, um auf den kompletten Verlust von Freiheit, Privatsphäre und sozialem Umfeld klarzukommen? 
– Wie umgehen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit und dem eventuellen Wegfallen von 
   Coping-Strategien (z.B. kiffen, Fahrrad fahren, laut Musik hören usw.)?
– Seid ihr von irgendetwas abhängig? 
– Wer würde sich um Haustiere, von euch abhängige Menschen, die Miete, Versicherungen oder sonstige Verpflichtungen die ihr so habt kümmern? 
– Habt ihr Trigger oder Ähnliches, die im Falle eines Knast- oder Psychiatrie-Aufenthalts stark
  ausgelöst werden könnten (z.B. Platzangst, keinen Rückzugsort zu haben, Aggressionen, …)?
– Wer müsste auf jeden Fall informiert werden – oder gibt es Menschen, die absolut nichts davon erfahren sollen? 
 
 
Ressourcen, um euch die Vorbereitungen zu erleichtern: 
 
Der Ratgeber „Wege durch den Knast“, ein über 1.000 seitiger Schinken, zu allem, was wichtig ist. Kann kostenlos online gelesen werden. 
 
Blog der Gruppe Werner Fuss rund um das Thema Zwangspsychiatrie und Patient_innenverfügung.
 
Allerdings: Nina Hagen, die als Patron in einem transfeindlichen Netzwerk organisiert ist, macht sehr viel Aufklärungsarbeit und Aktivismus zur PatVerFü. Ihr Gesicht und Name ist daher überall auf den Seiten, wo 1 das Dokument runterladen kann. 
 
 
Habt, trotz allem, einen kämpferischen 18. März!
Passt aufeinander auf und macht mal wieder was kaputt! 
Schickt Briefe in die Knäste, solidarisiert euch, organisiert euch!
 
Aktuelle Gefangenenadressen findet ihr wie immer beim ABC Wien: